30 Jahre Deutscher Musikinstrumentenfonds
Wer hätte 1993, im Gründungsjahr des Deutschen Musikinstrumentenfonds, daran gedacht, dass die damals kleine Sammlung wertvoller Streichinstrumente einmal das einzigartige Herzstück der Deutschen Stiftung Musikleben werden würde?
30 Jahre nach ihrer Gründung ist die Sammlung von anfangs 20 Geigen, Bratschen und Celli aus Bundes- und Stiftungsbesitz auf rund 250 herausragende Instrumente angewachsen. Ein großer Teil stammt heute aus den Händen privater Treugeber:innen, die mit ihrem Vertrauen in die Stiftung erheblich dazu beitragen, dass eine Förderung von immer mehr jungen hochbegabten Musiker:innen möglich ist.
Vom 24. bis 26. Februar 2023 richtet die Deutsche Stiftung Musikleben der 30. Wettbewerb des Deutschen Musikinstrumentenfonds auch in diesem Jahr wieder im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg aus. Eine unabhängige Jury aus fünf renommierten Hochschulprofessor:innen wird ehrenamtlich an drei Tagen das Vorspiel von knapp 50 Teilnehmer:innen beurteilen und etwa 40 Geigen, Bratschen und Celli alter und neuer Geigenbaumeister leihweise an den musikalischen Spitzennachwuchs vergeben. In diesem Jahr wird u. a. auch die erste private treuhänderische Eingabe aus dem Deutschen Musikinstrumentenfonds, eine Guarneri-Violine aus dem Jahr 1663, neu verliehen.
Der Deutsche Musikinstrumentenfonds wurde 1993 als Initiative der Deutschen Stiftung Musikleben und des Bundesministeriums des Inneren ins Leben gerufen. Der 1. Wettbewerb des Deutschen Musikinstrumentenfonds wurde 1994 im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg veranstaltet, wo der Wettbewerb bis heute einmal jährlich ausgerichtet wird. Als eine der ersten Preisträger:innen ging die Geigerin Isabelle Faust aus dem Wettbewerb hervor. Sie erspielte sich eine Violine von Giovanni Battista Guadagnini. Unter den Gewinner:innen späterer Wettbewerbe waren weitere Künstlerpersönlichkeiten wie Nicolas Altstaedt (Violoncello), Baiba Skride (Viola) und Viviane Hagner (Violine).
Die ehrenamtliche Jury des diesjährigen Wettbewerbs setzt sich aus folgenden fünf Expert:innen zusammen:
Prof. Peter Bruns, Violoncello (Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy Leipzig), Prof. Leonid Gorokhov, Violoncello (Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover), Prof. Lena Eckels, Viola (Musikhochschule Lübeck), Prof. Tanja Becker-Bender (Hochschule für Musik und Theater Hamburg) und Prof. Heime Müller, Violine (Musikhochschule Lübeck).
Hier kommt unsere Jury zu Wort:
Prof. Peter Bruns:
„Ich halte die Aktivität der Deutschen Stiftung Musikleben für immens wichtig. Talent und Fleiß bei den jungen Musikern gehen meist nicht einher mit finanziellem Vermögen.
Begabte Instrumentalisten und Musiker benötigen aber ab einem gewissen Punkt des Könnens ein adäquates Instrument, um musikalisch und auch in der Karriere weiter voranzukommen. An diesem Punkt greift die Stiftung. In meiner Klasse zum Beispiel konnte sich ca. die Hälfte der Studierenden Instrumente der Stiftung erspielen und beweist sich damit bei Wettbewerben, Probespielen und in Konzerten.
Darüber hinaus finde ich es sehr hilfreich, dass die Stiftung auch als Veranstalter auftritt bzw. mit Veranstaltern kooperiert, denn es wird immer schwieriger für junge Musiker, sich im Konzertleben allein ohne Hilfe einen Platz zu erobern.
Die Jury ist während der Vorspiele und Besprechungen vorrangig damit beschäftigt, das Spiel der jungen Musiker einzuschätzen und jedem einzelnen ein passendes Instrument zuzuordnen. Besonders kommunikativ und schön ist für uns Juroren aber immer der Moment, wo die verfügbaren Instrumente angespielt und verglichen werden. Man hört die Kollegen spielen und wundert sich manchmal, was für Vorurteile herrschen. Eine überraschende und lustige Szene war für mich beispielsweise, als mir beim Anspiel bescheinigt wurde, dass ich ja DOCH den schönen romantischen Ton möge. Auf meine Frage, warum das denn nicht so sein solle, kam heraus, dass meine Studierenden offensichtlich überall erzählten, dass ich von ihnen vorrangig KLARHEIT im Ton verlangte…“
Prof. Leonid Gorokhov:
„Für mich ist es eine große Ehre, Teil der Jury dieses Wettbewerbs zu sein und dadurch die Gelegenheit zu bekommen, mit neuen Kolleg:innen zusammenzuarbeiten.
Ich freue mich besonders über die Instrumente zeitgenössischer Geigenbauer:innen, die Teil des Deutschen Musikinstrumentenfonds sind. Ich selbst spiele u. a. ein fantastisches Cello von Haiko Seifert, dessen Neubauten in ihrer Klangqualität ohne Weiteres mit den historischen Instrumenten mithalten können. Sie können jungen Musiker:innen Hoffnung geben und ihnen zeigen, dass sie sich nicht nur auf diese alten Instrumente verlassen können, die rar und teuer sind, sondern dass es auch diese wunderbaren neuen Instrumente gibt. Dass eine so renommierte Stiftung wie die Deutsche Stiftung Musikleben neben Instrumenten großer alter Meister auch diese neuen Instrumente vergibt, ist ein wichtiges Zeichen.“
Prof. Lena Eckels:
„Wenn die Teilnahme an einem Wettbewerb voraussetzt, dass man bereits Preisträger:in bei einem großen Wettbewerb ist, haben wir Juror:innen bei der Deutschen Stiftung Musikleben das immense Vergnügen, ein ganzes Wochenende lang nur Sahnehäubchen anzuhören. Was für ein Privileg und Genuss!“
Prof. Heime Müller:
„Die großartige Arbeit der Deutschen Stiftung Musikleben unterstütze ich sehr gerne – in diesem Jahr bin ich bereits zum 4. Mal Juror beim Wettbewerb des Deutschen Musikinstrumentenfonds. Abgesehen davon, dass ich es wunderbar finde, dass die Stiftung so vielen jungen, hochtalentierten Musiker:innen die Gelegenheit gibt, auf herausragenden Instrumenten zu spielen, bereitet es mir persönlich jedes Mal großes Vergnügen, die Streicherelite der deutschen Hochschulen anzuhören! Eine differenzierte Bewertung der Vorspiele ist immer eine große Herausforderung, das Schöne ist aber: anders als bei sonstigen Wettbewerben gibt es hier sehr viele Gewinner:innen!“